Auch gegen Verl lief längst nicht alles pico-bello bei RWE, aber man muss ja nicht ständig nach Unzulänglichkeiten pulen, sondern darf zurecht auch mal genießen. RWE hat nicht gezaubert, den Gegner nicht fein seziert, sondern die Jungs haben vor allem malocht. Die beiden Tore allerdings, die zeugen von hoher, individueller Fußballkunst.
Es reicht, wenn die Rot-Weissen die Fehler und Schwächen erkennen, um sie in täglicher Arbeit zu reduzieren, im Optimalfall zu minimieren. Es bleibt dabei, die Saison ist noch viel zu jung, um fundiert über die Qualität des Kaders zu urteilen. Man weiß nie, wie sich die Dinge entwickeln. Nehmen wir Kasim Rabihic, von dem sie nun schwärmen - gefühlt aber erst seit drei Spielen. Als der Mann in Essen anheuerte, hat jeder gesehen, dass er die Kugel streicheln kann. Doch erst seit der Techniker robust in die Zweikämpfe geht, seit die Körpersprache Entschlossenheit spiegelt, seitdem ist er klasse.
Vojno Jesic kam zur vergangenen Saison vom 1.FC Köln II zu RWE mit einer Referenz von zehn Saisontoren. Auch er ein Filigraner. Von ihm versprach man sich viel, doch eine hartnäckige Verletzung funkte dazwischen. Nun ist Jesic wieder fit, doch eine große Rolle hat er noch nicht gespielt, immerhin jedoch sein erstes Tor für Essen erzielt. Da war die Qualität zu erkennen, die vorher im Spiel verborgen blieb, sicher auch, weil ihm Spielpraxis fehlt. Aber Jesic arbeitet engagiert, um seinen Rückstand aufzuholen. „Für Talent kann man sich nichts kaufen”, sagt Trainer Demandt. Talente gebe es reichlich. Nur wer bereit sei, Dinge anzunehmen und stets alles zu geben, nur der werde sich behaupten. Und ganz wichtig, man muss klar im Kopf zu bleiben. Das allerdings gilt sowieso immer, nach vier Pleiten in Folge wie nach zwei Siegen in Serie.